BLAU GRÜNER RING: Kommentierung der 16 Wettbewerbsergebnisse durch die AG Hofgarten vor der Ernennung des Siegerentwurfs.

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Düsseldorf

BLAU GRÜNER RING
Kommentierung der 16 Wettbewerbsergebnisse durch die AG Hofgarten vor der Ernennung des Siegerentwurfs.

Grundsätzliches
Allen vorgelegten Entwürfen einer Gestaltung des Blau Grünen Rings ist gemeinsam, dass sie nur unzureichend vorhandene Planwerke berücksichtigten.
Eine wirklich neue Verbindung der Kulturstätten um die Altstadt ist schon deswegen sehr schwierig gewesen herzustellen, da all diese entlang des sehr attraktiven Ersten Grünen Rings um die Altstadt gebaut sind.
Schon deswegen wäre es notwendig gewesen Planwerke, wie zum Beispiel das Parkpflegewerk oder dessen Kommentierung der AG Hofgarten (http://www.duesseldorflebensraum.de/positionspapier%20ag%20hofgarten.pdf)
zu der Ausschreibung des Wettbewerbs zu gebe und um Berücksichtigung zu bitten.
Dann wäre es nicht dazu gekommen, dass inmitten des Hofgartens die alten Pläne einer Gaststätte auf dem Ananasberg verwirklicht werden (1063) oder aber eine Bebauung im Buchenwäldchen vorgeschlagen wird (1065).
Der Vorschlag 1061 geht sogar so weit, den gesamten Hofgarten am westlichen Teil neu zu gestalten, was aus Gründen des Denkmalschutzes schon nicht machbar ist.

Weiterhin wurde versäumt die Teams auf die schon seit längerer Zeit geführten Diskussionen in Düsseldorf hinzuweisen, die sich mit der Stadtgestaltung befassen.
So kamen dadurch Vorschläge zustande, die kaum einer Verwirklichung würdig sind, da Interessen der Schifffahrt dagegen sprechen ein Schwimmbad vor der Rheinuferpromenade zu befestigen (1051 und 1061). Oder aber mit Stegen die schon sowieso enge Fahrrinne in Höhe der Altstadt weiter zu verkleinern.

Welche Verkehrsbelastung im gesamten Stadtgebiet den Planungsvorschlägen zugrunde liegt bleibt unklar. So ist es ein Widerspruch, den Rheinufertunnel für viel Geld zu verlängern, um den vielen Verkehr unter die Erde zu bringen und gleichzeitig im Vorgriff auf die Verkehrswende, die weniger Autoverkehr in der Innenstadt anstrebt, die bestehenden Verbindungen von und nach Oberkassel, vom und zum Rheinufer sowie von der Heinrich-Heine-Allee zu kappen. Auch im südlichen Bereich des Blau Grünen Rings wird die gesamte Haroldstraße vom MIV befreit. Ein Vorschlag (1064) geht soweit, dass ab Berliner Allee das gesamte Gebiet bis zum Rhein verkehrsberuhigt wird.
Die Verkehrsführung am nördlichen Ende des Blau Grünen Rings ist sicherlich erstrebenswert, was aber auf der linksrheinischen Seite passiert, wenn die Heinrich-Heine-Allee halbiert wird, bleibt offen.
Dass nach der Bebauung des Kö-Bogen 1 auf der Heinrich-Heine-Allee die Regionalen Buslinien enden, wurde von keinen der Beteiligten berücksichtigt.

Entlang des Blau Grünen Ringes liegen nicht nur Kultureinrichtungen, es sind auch die dazugehörigen Infrastrukturen (z.B. Trafohäuschen für die Tonhalle) bei den Planungen zu beachten und nicht wie in einem Fall (1066) einfach zu fluten. Deren Verlegung ist in der Regel sehr teuer und steigert somit die Baukosten unverhältnismäßig, was bei aller Freiheit der Planungen aber immer mitgedacht werden sollte.

Hinweis:
Einige Entwürfe sehen kleinere und größere Wasserflächen in der Freiraumgestaltung vor. Sicherlich ist dies ein wichtiger Beitrag für ein besseres Mikroklima, es sollte aber auch bedacht werden, dass diese Flächen durch die Bevölkerung nicht genutzt werden können. Besser erscheinen hier Brunnen, an denen ein Erleben des „Wassers“ möglich ist.

Rheinufertunnel
Bis auf drei Entwürfe (1053, 1058, 1060) ist die Verlängerung des Rheinufertunnels für alle Planer selbstverständlich. Diese enorm große Investition in die Verlängerung der Rheinuferpromenade nach Norden ist nur dann sinnvoll, wenn diese Verlängerung des Tunnels bis zur südlichen Grenze des Rheinpark Golzheim in Höhe der Bezirksregierung geführt wird. Denn nur dann kann eine Anbindung des Rheinparks und des Golzheimer Friedhofs an den Blau Grünen Ring gelingen.

Bebauung des Grenze Ehrenhof / Hofgarten
Sechs Entwürfe kommen ohne eine Bebauung an der Stelle klar, an der gleich zwei Baudenkmäler beeinträchtigt werden. Der Ehrenhof wurde auf Höhe des Hofgartens, mit seiner gartenhistorischen Bedeutung, ganz bewusst nicht geschlossen.
Daher kommt aus Sicht der Verfasser eine Bebauung jedweder Art auf der Grenze zwischen Ehrenhof und Hofgarten und an anderer Stelle im Hofgarten nicht in Frage, um dem Denkmalschutz, der Natur und der Gesundheit der Bevölkerung gerecht zu werden.

Eine Verlegung des Betriebshofs des Gartenamtes an anderer Stelle (1059 sieht den neuen Betriebshof in direkter Nachbarschaft der Kunstakademie) ) erscheint für eine bessere Wegverbindung zwischen Ehrenhof und Hofgarten sinnvoll zu sein.

Fotoinstitut
Sechs Entwürfe widmen sich dem Standort für das Fotomuseum oder des Fotoinstitutes. Zwei Arbeiten mit Bebauung des Hofgartens gegenüber dem NRW-Forum (1051, 1052), jeweils eine mit dem Standort auf dem freien Grundstück südlich der Reuterkaserne (1055), an der Oberkasseler Brücke gegenüber der Tonhalle (1057), im Hofgarten als Würfelkubus (1063) und auf dem Innenministeriumsgrundstück (1066).
Da es für das Fotoinstitut bisher kein Raum- und Verkehrsflächenprogramm gibt, ist es heute noch nicht möglich das bestgeeigneste Grundstück zu bestimmen.

Freiraumplanung vor der Kunstakademie
Alles andere als der heutige Busbahnhof und die Zu- und Abfahrt von und zum Rheinufertunnel ist besser als was ist. Daher ist eine bessere Freiraumplanung einfach, wenn vorher geklärt wird, ob mit der Verkehrsführung die gegebene Verkehrsbelastung bewältigt werden kann.

Neun Entwürfe sehen eine Unterquerung der Brückenauffahrt in Höhe der Tonhalle vor, um den Freiraum vor der Kunstakademie an den Hofgarten anzubinden. Dies ist schon deswegen wichtig, da nur so der Hofgarten eine Vergrößerung bekommt und der Platz ohne Busse erlebbar wird.
Eine solche Unterquerung der Auffahrt zur Oberkasseler Brücke ist auch deswegen wichtig, da nur so ein direkter Zugang vom Rhein zur U-Bahn Haltestelle „Tonhalle“ geschaffen werden kann. Die heutige Zuwegung zur Haltstelle ist von der Rheinuferpromenade sehr weit.

Verkehrsführung zwischen Brücke und verlängerten Tunnel
Das größte Problem an der Kreuzung dieser zwei Verkehrsbauwerke ist es alle Wegebeziehungen zu einem bezahlbaren Preis zu verwirklichen.
Ein Entwurf (1055) sticht hier besonders heraus, der ein Kreisverkehr vor der Brücke bei einer halbierten Heinrich-Heine-Allee vorsieht.
Die nördliche Seite der Oberkasseler Brücke ist weiterhin für den MIV offen und die südliche Seite würde vollständig den Radfahrern und Fußgängern überlassen.

Oper an der Heinrich-Heine-Allee
Zwölf der sechszehn Vorschläge erhalten das heutige Gebäude der Oper am Rhein.
Vier Entwürfe sehen an dieser Stelle einen Neubau, die sich unterscheiden wie viel Fläche des Hofgartens für ein Neubau zum Opfer fallen wird. Einer davon verändert vollständig den Hofgarten an dieser Stelle für einen großen runden Baukörper mitten in die geschützten Gartenanlage.

Die Diskussion über die Sanierung oder Neubau der Oper sollte unabhängig von der Entscheidung zum Blau Grünen Ring geführt und gegebenenfalls in einem anderen Wettbewerb entschieden werden.

Jacobigarten als Erweiterung des Hofgartens
In einer Stellungnahme machte die Arbeitsgruppe Hofgarten auf diese Problemstellung, den Jacobigarten an den Hofgarten näher heranbringen, aufmerksam. Leider wurden nur zwei Vorschläge gemacht, dies zu lösen.
Wie aber die dadurch entstehenden verkehrlichen Probleme gelöst werden, bleibt in diesen Entwürfen offen.

Tunnelrampen in Höhe Hofgärtnerhaus
Vier Arbeiten verschieben die Rampen, die Mitten in die denkmalsgeschützte Gartenanlage gebaut wurden, nach Norden in die Kaiserstraße und stellen somit den Hofgarten wieder her. Sie unterbinden dadurch den aus der Maximilian Weyhe Straße nach Norden in die Kaiserstraße abbiegenden Verkehr, was auch mit der heutigen Verkehrsbelastung vereinbar wäre. (1052, 1057, 1062, 1064)

Sichere Querung der Graf Adolf Straße
Bis auf die zwei Vorschläge, den MIV vollständig von der Graf Adolf Straße zu verbannen, gibt es nur den Entwurf 1064, der eine durchaus machbaren Steg vorsieht, eine sichere Verbindung zwischen Königsallee und Schwannenspiegel herzustellen.
Wichtig erscheint es aber auf die Bedeutung der Überwindung dieser „Engstelle“ hinzuweisen. Denn sonst wird aus dem Blau Grünen Band kein Ring.

Einen eigenen Vorschlag, die vielbefahrene Graf Adolf Straße mit einem Steg zu überbrücken findet sich unter:
http://www.duesseldorflebensraum.de/bruecke%20uli%202.jpg

Verkehrsführung Haroldstraße – Neusser Straße
Eine vollständige Befreiung der Haroldstraße vom Motorisierten Individualverkehr (MIV) erscheint mit der heutigen Verkehrsbelastung und den bedeuteten Verkehrsverbindungen zwischen Hauptbahnhof und Landtag / „Regierungsviertel“ sehr unwahrscheinlich.
Daher gehen die Verfasser dieser Stellungnahme davon aus, dass in der Zusammenfassung der Entwürfe diese nur Schritte zu einer verkehrsberuhigten Zone zwischen Berliner Allee und Rheinufer sein können.
Für die heutige Verkehrsbelastung erscheint der Vorschlag 1054 ein sehr guter Kompromiss zu sein, einerseits die notwendigen Verkehrsbeziehungen des MIV und der Straßenbahn aufrecht zu erhalten und andererseits den Stadtraum zwischen ehemals Innenministerium und Spee´scher Graben zu beruhigen.
Wobei immer zu bedenken ist, dass die Grundstücke anzufahren sein müssen und deswegen Anliegerverkehre immer noch vorhanden sein werden.

Bebauung des Grundstücks des ehem. Innenministeriums
Auf diesem Grundstück sollte eine Bebauung verwirklicht werden, die allen Ansprüchen des Landes (Fläche für Ministerien) und den Notwendigkeiten für gesunde Arbeitsbedingungen gerecht wird.
Vorbild hierfür könnte das Gebäude der NRW.Bank sein, das in direkter Nachbarschaft gegenüber, direkt an der Auffahrt zur Rheinkniebrücke vor wenigen Jahren gebaut wurde.
Also hoch bauen, um den Lärm der Brücke abzuhalten. Denn auch für Büroarbeit ist es wichtig im direkten Umfeld ruhige Grünanlage zur Erholung vorzufinden.

Wichtiges Kriterium zur Bewertung der Arbeiten
Das Preisgericht sollte bei der Bewertung der Arbeiten den Respekt vor dem Gartendenkmal Hofgarten und dem Denkmal Ehrenhof besonders würdigen.
Es ist der Düsseldorfer Bevölkerung kaum zu vermitteln, dass in Zeiten des Klimawandels und des vom Rat beschlossenen Klimanotstands Grünflächen versiegelt werden, anstatt unattraktive unbebaute Flächen zu nutzen.
Dazu zeigen einige Entwürfe gute Ansätze, die entsprechend zu würdigen sind.

13. Dezember 2019
Uli Schürfeld
Sprecher AG Hofgarten des Fachforums Lebensraum Stadt der Lokalen Agenda Düsseldorf

Beratend in der AG Hofgarten:  von der AGD e.V. , Bernhard von Kries, Präsident und Dr. Hagen Fischer, Kurator für Stadtplanung und Stadtgeschichte.

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